Studien zur Notwendigkeit von Prävention von Essstörungen
In der folgenden Übersicht haben wir eine Auswahl verschiedener Studien zusammen getragen, die einen Ein- und Überblick und die Notwendigkeit, das Thema aufzugreifen, verdeutlicht.
Immer mehr Teenager sind wegen Ess-Störungen in Behandlung. Allein in Brandenburg hat sich deren Anzahl binnen fünf Jahren mehr als verdoppelt. Das geht aus Statistiken der Barmer GEK hervor.
Im Jahr 2009 behandelten niedergelassene Ärzte in Brandenburg demnach 94 Barmer GEK Versicherte zwischen 13 und 18 Jahren. Im Jahr 2014 waren es bereits 220. Das ist ein Zuwachs um gut 134 Prozent. In Berlin schnellte die Anzahl um knapp 50 Prozent in die Höhe, von 149 auf 223 Jugendliche.
„Die Studie: Wie steht es um das Gesundheitsverhalten von deutschen Kindern und Jugendlichen?
...diese Frage stellt sich der deutsche Teil der aktuellen Erhebung „Health Behaviour in School-aged Children“ (HBSC). Hierbei handelt es sich um eine Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Gesundheitsverhalten von Schulkindern, die bereits seit dreißig Jahren regelmäßig in 39 Ländern und Regionen Europas und Nordamerikas durchgeführt wird.
Für die deutsche Teilstudie befragten Wissenschaftler der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld rund 5.000 Schülerinnen und Schüler im Alter von 11, 13 und 15 Jahren. Mittels eines standardisierten Fragebogens erfassten sie unter anderem Körpergewicht, Diätverhalten sowie das persönliche Körperbild der Kinder und Jugendlichen.
Die Ergebnisse: Körperwahrnehmung vielfach verzerrt.
Während sich die Hälfte der befragten Mädchen* und 34% der Jungen* als zu dick einstuften, gaben bloß 38% der Mädchen* und 48% der Jungen* an, ihren Körper genau richtig zu finden. Im internationalen Vergleich nehmen deutsche Kinder und Jugendlichen damit Platz 1 in Sachen Körperunzufriedenheit ein – eine Platzierung, die keinen Anlass zur Freude, sondern vielmehr zur Sorge gibt… Besonders alarmierend ist, dass der Zusammenhang zwischen körperlicher Unzufriedenheit und tatsächlichem Körpergewicht dabei stark verzerrt ist: Viele Jugendliche finden sich übergewichtig, obwohl sie keineswegs zu viele Kilos auf die Waage bringen.
Länderübergreifend lässt sich als Muster beobachten, dass die Unzufriedenheit mit dem Alter ansteigt. Bezogen auf Deutschland bedeutet dies: Mädchen* finden sich mit zunehmenden Alter häufiger ein wenig oder viel zu dick (+ 9,7% im Vergleich der 11- zu den 15-Jährigen), während dieser Anteil bei den Jungen* im Altersverlauf wieder sinkt und sie sich stattdessen immer öfter als zu dünn wahrnehmen.“ Quelle: HBSC-Studie, 2011
„Diese kritische Haltung zum eigenen Körper deckt sich mit aktuellen Ergebnissen z. B. der
„Dr.-Sommer-Studie“. Während bei den Jungen* die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper
seit 2006 weitestgehend unverändert bleibt, zeigt sich bei den Mädchen* sehr deutlich eine
Zunahme der Unzufriedenheit. Obwohl 80 % der Mädchen* normalgewichtig sind, ist über die Hälfte mit ihrem Körper nicht zufrieden. Besondere Steigerungen verzeichnen sich bei dem
Wunsch, „schlanker [zu] sein“ und dem Traum von „einem flachen Bauch“ sowie von
Veränderungen an Beinen und Gesicht. Hier beweist sich die „Somatisierung der Identität“
als Fallstrick, insbesondere für Mädchen*.“
Studie: Deutschland sucht den Superstar und Germany’s Next Topmodel
Castingshows und ihre Bedeutung für Kinder und Jugendliche
Maya Götz, Johanna Gather/ 2010
Der Beginn von ernstzunehmender Körperunzufriedenheit und Diätunternehmungen liegt nach Auffassung verschiedener Autoren bei Mädchen* etwa im neunten Lebensjahr.
Eine Metaanalyse (Grabe, Ward & Hyde, 2008) von 77 experimentellen und
korrelativen Untersuchungen zeigt, dass idealisierte Vergleichsstandards nicht nur
zu einem verringerten Selbstwert in Bezug auf den eigenen Körper, sondern auch
zur Internalisierung medial dargestellter Körperideale führen. Zudem deutet sie darauf hin, dass der Konsum von idealisierten Medienbildern einen Risikofaktor für die Entwicklung psychologischer Probleme wie Essstörungen darstellt.
Studie Sozialer Vergleich, Katja Corcoran und Jan Crusius
Universität zu Köln